Einige Beispiele für deutsche Landespatente im 19. Jahrhundert Die
Achsschenkel-Lenkung von Lankensperger Königlich baierische Privilegien: Viktoria hieß das erste vierrädrige Automobil von Benz & Cie. Es wurde ab 1893 gebaut und verfügte über eine so genannte Achsschenkellenkung. Diese Lenkung ermöglichte es, den beiden Vorderrädern beim Kurvenfahren verschieden große Ausschläge zu geben. Benz & Cie in
Mannheim erhielt für die Lenkvorrichtung das deutsche
Patent 73515, patentiert vom 28. Februar 1893 ab. Um die Erfindung wirksamer zu schützen als es mit dem
bayerischen Patent möglich war tat sich Lankensperger
mit Rudolph Ackermann zusammen. Ackermann
erhielt das britische Patent Nr. 4212 im Jahr 1818 für
"Improvements on axletrees applicable to
four-wheeled carriages", "communicated to me by
George Lenkensperger" (wieder andere
Schreibweise), of Munich, in the Kingdom of
Bavaria. Die Zeichnung ist aus "Polytechnisches
Journal, herausgegeben von Dr. Johann Gottfried Dingler",
erster Band 1820, Tab. VII und Text ab Seite 296. (Es sind immer mehrere Abbildungen auf einer
Seite, darum gehört der Text unten "Hand-Maschine
zu Kartoffel... bereits zu einer anderen Abbildung) Beispiele für unbekanntere bayerische Privilegien: "Die Fabricanten, Gebrüder Joseph und Xaver Tlapa in München, erhielten den 21. April d. J. ein allerhöchstes auf zehn Jahre ausschließendes Privilegium zur Fabrication einer von ihnen neu erfundenen schwarzen Farbe nach ihrem eigenthümlichen Verfahren." "Der bürgerliche Bortenwirker und Bandfabricant
Franz Xaver Schmitt zu Straubing, erhielt an selbigem
Tage ein auf zehn Jahre ausschließendes allerhöchstes
Privilegium auf die von ihm erfundene
Flachs-Zwirn-Maschine, mit dem Anhange, daß ausser ihm
und ohne seine Einwilligung Niemand gestattet seyn soll,
eine Zwirn-Maschine von derselben Construction zu
verfertigen oder zu gebrauchen; unbeschadet jedoch der
Rechte Dritter und ohne die Freyheit in Verfertigung und
Anwendung anderer von obiger, in der Ausführung
abweichender Maschinen, oder in neuen Erfindungen oder
wesentlichen Verbesserungen zu dem nämlichen Zwecke zu
beschränken." "Am 3. Sept. dem Isaak Heynemann zu München, auf Verfertigung von Stiefeln und Schuhen mit eigenthümlich bereitetem sogenannten Gesundheitsfutter; auf 6 Jahre" "Am 11. Oct. dem Töpfermeister Georg Bauer aus Dorfen auf sein eigenthümliches Verfahren in Verfertigung dauerhafter, feuerfester Kochgeschirre und Oefen durch besondere Zubereitung der Töpfererde und Zusetzung des Kieses; auf 10 Jahre" "Am 30. Oct. dem Bauerssohn Michael Bachhuber aus
Ecklham auf Verfertigung und Anwendung eines neuen
hölzernen Apparates zur Branntwein- und
Spiritus-Fabrikation mit Dampf; auf 6 Jahre" Preußische Patente: "Am 14. Jan dem Mechanikus Lewert zu Berlin, auf 8 Jahre, für eine Maschine zum Pressen von Kugeln aus Blei" "Am 27. Febr. ist das den Instrumentenmachern
Gebr. Wiszniewski zu Danzig am 14. Nov. 1833 auf "Am 30. März dem Dr. Kufahl zu Berlin, auf 8 Jahre, auf eine neue und eigenthümliche Vorrichtung zu Erzeugung und Benutzung überhitzter Wasserdämpfe zum Betrieb von Dampfmaschinen" "Am 4. Mai dem Papierfabrikanten Oechelhäuser zu Siegen, auf 10 Jahre, auf eine neue Maschine zu Fertigung einzelner Bogen Papier oder Pappe" "Am 7. Mai dem Philipp Heinrich Pastor zu
Burtscheid, auf 15 Jahre, auf eine neue
Fabrikationsmethode von Nähnadeln mittels
Maschinen" und noch
ein Königl. Sächisches
Patent eines
bekannteren Erfinders: |
Wenn wir schon bei Krupp sind, hier noch einige andere Berümtheiten, die preußische Patente erhielten(1):
Hier noch näheres zu den Patenten von Otto: Da es noch kein einheitliches Patentgesetz für ganz
Deutschland gab, wurde eine Erfindung manchmal in
mehreren deutschen Staaten angemeldet.
Die Gasmotoren-Fabrik Deutz in
Köln wurde 1872 als Aktiengesellschaft gegründet. Sie
ging aus der von Nicolaus Otto und Eugen
Langen gegründeten "N.A. Otto &
Cie" hervor. Ebenfalls 1872 wird Gottlieb Daimler als
technischer Direktor und Wilhelm Maybach
als Leiter des
Nicolaus Otto vollendet 1876 den
"Viertaktmotor" mit verdichteter Ladung. Dieser
mit Leuchtgas betriebene und entwicklungsfähige Motor begründet von
Köln aus die Motorisierung der Welt. |
Statistik
-erteilte Landespatente von 1843 bis Juni 1877- (3)
Preußen 3319, Bayern 3449, Sachsen 4996, Württemberg 2390, Baden 1569, Hessen (Großherzogtum) 569, Oldenburg 306, Braunschweig 558, |
Anhalt-Bernburg 142, Anhalt
Dessau-Köthen 134, Sachsen-Weimar 181, Sachsen-Meiningen 148, Sachsen-Altenburg 48, Sachsen-Coburg-Gotha 268, Schwarzburg-Rudolfstadt 101, |
Schwarzburg-Sondershausen 155, Reuß ältere Linie 113, Reuß jüngere Linie 138, Waldeck-Pyrmont 47, Schaumburg-Lippe 76, Fürstentum Lippe 118, |
Die folgenden fünf nur bis zum Jahr
1866, ab da zu Preußen: Hessen (Kur-) 102, Hannover 656, Nassau 152 , Hessen (Landgr.) 24, Frankfurt a. M. 86 |
Was
geschah mit den Landespatenten nach in Kraft treten des
Reichspatentgesetzes am 01. Juli 1877 ? Die Landespatente blieben gültig, die Patentdauer konnte aber von den einzelnen Staaten nicht mehr verlängert werden. Wer wollte, konnte sein Landespatent auf das gesamte Reichsgebiet ausdehnen. Dazu enthielt das Gesetz von 1877 Übergangsbestimmungen im fünften Abschnitt §§ 41-43. Das Patent
Nr. 532 dürfte das bekannteste sein, welches
vorher ein Landespatent war. Es ist das "Ottomotor"
Patent der Gasmotorenfabrik Deutz.(4) Insgesamt sind in den nächsten Jahren 882
Landespatente in Reichspatente umgewandelt worden. |
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Quellenangaben
Links und E-Mail
(1) Verklungene Meisterpatente, Carl Heymanns Verlag, Berlin, 1925 (Die Beschreibungen und Zeichnungen der Patente sind da als Faksimile abgeduckt.)
Die in Preußen ausgegebenen Patentschriften sind jetzt im
Geheimen Staatsarchiv-Stiftung Preußischer Kulturbesitz, I. HA
Rep. 120 TD Technische Deputation für Gewerbe, dort im
Teilbestand Patente Schriften (in alphabetischer Ordnung nach dem
Patentinhaber). Es liegen über 4100 Verzeichnungseinheiten vor.
Die Vorgänge umfassen i.d.R. die Beschreibung der Erfindung bzw.
Neuerung, oft mit Zeichnungen, teilweise mit Materialproben etc.
Der Teilbestand Patente Akten ist alphabetisch nach
Patentgegenstand („Materien“) geordnet. Die dort
überlieferten ca. 720 Akten umfassen u.a. Patentanträge,
Gutachten und Stellungnahmen sowie Konzepte der Patenterteilung.
Hier liegen auch abschlägig beschiedene Patentanträge vor.
Vereinzelt sind auch ältere Patente, teilweise in anderen
Beständen (z.B. GStA PK, II. HA Generaldirektorium, Abt.
Generaldepartement) überliefert. Akten zu Patent- und
Markenrechtsverhältnissen im Ausland liegen vor unter GStA PK,
I. HA Rep. 120 Ministerium für Handel und Gewerbe, C XIII
Außenhandel. Quelle: www.gsta.spk-berlin.de
(2) Peter Kurz,
Historische Patentprozesse-Teil II, Mitteilungen der deutschen
Patentanwälte, 1996, Heft 12, Seite 372 und Deutsche
Industrie-Zeitung, Organ der Handels- und Gewerbekammern zu
Chemnitz, Dresden, Plauen und Zittau, 1876
( in "Deutsche Illustrirte Gewerbezeitung, 1876," sind
manche dieser Patente auch erwähnt, aber teils mit abweichender
Bezeichnung, also nur Gasmotor, statt verbesserter
Gasmotor)
(3) Die Entwicklung des Erfindungsschutzes und seiner Gesetzgebung in Deutschland, Dr. Alfred Müller, München 1898
(4) Nicolaus August Otto
hatte schon im Jahr 1863 Patente für die "Atmoshpärische
Gaskraftmaschine" in Belgien, Frankreich, Österreich,
Baden, Bayern, Frankfurt, Hessen-Darmstadt, Nassau, Sachsen und
Württemberg. Sein Geburtsdatum wird oft mit 14.
Juni 1832 angegeben. Es war aber der 10. Juni
nach diesen Quellen:
Günter Ogger, Die
Gründerjahre-Als der Kapitalismus jung und verwegen war,
Droemersche Verl., 1995
Arnold Langen, Nicolaus August Otto-der Schöpfer des
Verbrennungsmotors, Franck'sche Verlagsb., 1949
(5) Illustriertes Patent-Blatt, 25.
April 1878, Seite 294 (Nicht zu verwechseln mit dem vom Patentamt
herausgegebenen "Patentblatt")
Text geändert: 30.08.2014